Implantatversorgung geplant – aber stimmt die Funktion?

Warum erfolgreiche Implantate mehr brauchen als nur präzise Chirurgie

Die Situation: Implantate geplant – aber Unsicherheit bleibt

Sabine W., 61 Jahre alt, kam auf Empfehlung ihres Zahnarztes Dr. Johannes M. ins Labor. Geplant war eine umfangreiche Implantatversorgung im Seitenzahnbereich – mehrere Einzelimplantate zur Wiederherstellung der Kaufunktion. Die Patientin war gut vorbereitet, medizinisch gesund und motiviert.

Doch es gab einen Unsicherheitsfaktor: Bereits in der Vergangenheit hatte Sabine über wiederkehrende Verspannungen im Kieferbereich geklagt. Die vorhandene Brückenversorgung war stabil, aber funktionell auffällig – mit eingeschränkter Laterotrusion und einem kaum vorhandenen Frontschutz. Dr. M. wollte bei diesem komplexen Fall auf Nummer sicher gehen und bezog mich zur funktionellen Vorabklärung mit ein.

Implantate sind stabil – aber das System muss mitspielen

Implantate sind aus technischer Sicht faszinierend – fest, präzise, belastbar. Doch sie haben einen entscheidenden Nachteil: Sie sind starr. Wo ein natürlicher Zahn noch durch das parodontale Ligament feinste Belastungssignale weitergeben kann, fehlt beim Implantat diese sensorische Rückmeldung.

Wenn Implantate in ein gestörtes funktionelles System eingebracht werden, entstehen oft Kompensationsmuster, die langfristig zu Überbelastungen, Frakturen oder Beschwerden führen. Genau deshalb ist die funktionelle Planung im Vorfeld so entscheidend.

Die Analyse: Wo steht das System wirklich?

In einer gemeinsamen Fallbesprechung mit Dr. M. legten wir alle diagnostischen Grundlagen offen. Ich führte eine instrumentelle Funktionsdiagnostik durch, ergänzte sie um eine Gesichtsbogenregistrierung und analysierte die zentrische Kondylenposition.

Dabei zeigte sich: Die aktuelle Okklusion war dysbalanciert. Die Seitenzähne waren überlastet, die Front unterfüttert – ein typisches Zeichen für muskuläre Kompensation. Ein solches System ist kein stabiles Fundament für eine Implantatversorgung.

Der funktionelle Fahrplan: erst analysieren, dann implantieren

Wir entwickelten einen funktionellen Fahrplan: Zuerst eine reversible Schienentherapie zur muskulären Entspannung und Positionsbestimmung. Danach die Definition einer neuen, funktionell geprüften Bisslage – als Grundlage für die Implantatpositionierung.

So konnte Dr. M. die Implantate nicht nur chirurgisch exakt setzen, sondern auch in einem funktionell harmonisierten Umfeld. Die prothetische Versorgung wurde im Anschluss mit enger Abstimmung auf die neu definierte Bisslage gefertigt – mit ausgeglichenem Okklusionskonzept und muskulärer Balance.

Das Ergebnis: Belastbarkeit mit System

Sabine W. ist heute vollkommen beschwerdefrei und hochzufrieden mit ihrer Versorgung. Die Implantate fühlen sich für sie nicht „fremd“ an – sie sind vollständig ins funktionelle System integriert.

Auch Dr. M. zieht ein positives Fazit: Die Investition in funktionelle Planung hat sich nicht nur klinisch ausgezahlt, sondern auch das Vertrauen der Patientin in die Versorgung deutlich gestärkt.

Implantatplanung braucht funktionelle Kontrolle

Implantate sind kein isoliertes Bauteil – sie sind Teil eines komplexen biomechanischen Systems. Als Spezialist für funktionstherapeutische Zahntechnik sehe ich es als meine Aufgabe, dieses System vor, während und nach der Implantation zu verstehen und zu begleiten. So entsteht Zahnersatz, der nicht nur technisch funktioniert, sondern sich natürlich in die Funktion einfügt – langlebig, belastbar und schmerzfrei.

Michael Tandetzki
Zahntechnikermeister & Akademischer Fachmann für Funktionstherapien

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